Manchmal schreibt die Geschichte selbst die seltsamsten Geschichten. Eine von ihnen ist mit Sicherheit die Beziehung zwischen dem Kommunismus und dem Glücksspiel. Auch hier ist ein typisches Tauziehen, Kommunismus vs Kapitalismus, zu beobachten. So wurde das Spielen um Geld in den Frühzeiten des jungen Kommunismus vor allem in der Sowjetunion von Vordenkern der neuen politischen Strömung abgelehnt. In ihrem Selbstverständnis hatte das Glücksspiel keinen Platz in einer perfekten Gesellschaft. Schon 1920, also kurz nach der roten Revolution, gab es erste Gesetze, die das Glücksspiel verteufelten und im Kommunismus eigentlich verboten. Dieses Verbot hatte bis zum Zerfall der Sowjetunion 1989 Bestand. Jedoch spielten auch die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang regelmäßig und leidenschaftlich. Und vor allem für das kommunistische Regime in China war das Glücksspiel sogar ein wichtiger Motor für die Wirtschaft.
Strenge Gesetze und gern genutzte Lücken
Inzwischen gibt es den Kommunismus als große politische Strömung eigentlich nicht mehr. Oft sind die Anhänger der politischen Strömung auf Splittergruppen reduziert und selbst in den einstigen Hochburgen des Kommunismus regiert inzwischen meist eine Form des Kapitalismus. So wie auch in China. Im Reich der Mitte arbeiten heute nahezu 20 Prozent der Bevölkerung in Service- und Dienstleistungsberufen. Ein Löwenanteil davon für Casinos, Spielhallen oder Restaurants, die zumindest mit dem Glücksspiel verbandelt sind.
Staatliches Monopol in Russland und Ungarn
Und auch das Glücksspiel in Russland entstand schon kurz nach dem Ende des Glücksspielverbotes am 23. August 1989 das erste Casino in Moskau. Inzwischen ist die Anzahl der Glücksspieloasen in der russischen Hauptstadt nur noch schwer zu überschauen. Zudem sind unzählige Online-Casinos dazugekommen, die ihre Angebote speziell für den russischen Markt bereitstellen.
Rechtlich bewegen sich die Casino- und Homepagebetreiber jedoch immer noch in einer rechtlichen Grauzone. Zwar entschied die Regierung bereits 2009, das Glücksspiel auf vier entfernte Sonderzonen zu verlagern (http://www.spiegel.de/wirtschaft/casino-bann-russland-spielt-sein-letztes-spiel-a-630992.html) und im restlichen Land zu verbieten. Doch dem Glücksspiel im Land setzte das kein Ende. Wer eine spezielle Lizenz besitzt, kann auch weiterhin seine Casinos betreiben. Und vor allem innerhalb der russischen Bürokratie gibt es oft Mittel und Wege. Natürlich ist das nett ausgedrückt. Das Problem ist die überall im Land grassierende Korruption.
Putin der reichste Mensch der Welt?
Oft sind es genau die konservativen Kräfte in Politik und Wirtschaft, die das Glücksspiel am heftigsten verteufeln, aber dann auch am meisten daran über eigene Beteiligungen und de facto Monopole daran verdienen. Manche Experten behaupten gar, dass Putin etwa 200 Milliarden eigenes Vermögen besitze – und damit wohl der reichste Mensch der Welt wäre. Casinos sind sicherlich nicht die Haupteinnahmequelle der russischen Oligarchen, sondern eher Öl, Gas und Aluminium. Dennoch spielen sie eine große Rolle und es ist klar, dass einflussreiche russische Einzelpersonen ihre Kontakte im Staate nutzen um ihren Vorteil daraus zu ziehen. Es ist einfach mit Online-Casinos etwa Geld zu verdienen, wenn man die Konkurrenz praktischerweise einfach per IP-Sperre ganz offiziell ausschalten kann.
Viktor Orban verdient an Casinos
Ähnlich verhält es sich im Übrigen auch in Ungarn derzeit. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Viktor Orban selbst den Großteil des Glücksspielmarkets, online und offline, kontrolliert. Allzu oft wird hier Wasser gepredigt und dann doch Wein getrunken. Wenn wir ehrlich sind ist es jedoch auch nicht sehr überraschend. Wir hatten es bereits geahnt.
Sotschi als Paradies
Wenn man über Glücksspiel in Russland spricht, fällte nahezu zwangsweise auch der Name der fast schon karibisch anmutenden Perle an der Schwarzmeerküste: Sotschi. Bekannt wurde die Region Russlands vor allem durch Sportereignisse in den vergangenen Jahren. Gewaltige Summen aus den verschiedensten Kanälen flossen da in diese kleine Gegen Russlands, die aber mit wunderschönen Stränden, blauem Meer und hohen schneebedeckten Bergen auftrumpfen kann. Inzwischen ist Sotschi eines der beliebtesten Ferienziele für viele Russen und Menschen, die trotz aller politischen Verwerfungen in Russland Urlaub machen wollen.
Kein Verbot für Casinos in Sotchi
Gerade dort haben sich auch viele Casinos neu niedergelassen, obwohl Sotschi nicht zu den vier vom Glücksspielverbot ausgenommen Zonen gehört. Gerade die Spielhallen haben der Region geholfen, sich vom schweren Erbe der Olympischen Spiele zu erholen. Immerhin standen viele Anlagen, Ressorts und Hotel, die extra für das Großereignis erbaut wurden, plötzlich leer. Trotz der Schönheit der Region zog es nur wenige Menschen an die Küste des Schwarzen Meeres. Gerade Mitteleuropäer mieden Russland, welches vor allem außenpolitisch geächtet wurde. Nun kommen auch viele Ausländer dorthin, um mit teilweise großen Einsätzen zu spielen. Vielleicht drückt die Regierung unter Vladimir Putin auch deswegen ein Auge zu. Gern gesehen ist das Glücksspiel (offiziell) zwar nicht in Russland. Aber es wird geduldet. Die Gründe hierfür hatten wir ja weiter oben bereits erwähnt.